19.09.2022
Bericht

Wissenschafts-kommunikation. Good Practice-Beispiele und Impulse für die sprachliche Bildung. Bericht und Materialien zum Online-Fachgespräch

In einer Welt, in der sich Fake News und alternative Fakten in einem rasanten Tempo verbreiten und Skepsis gegenüber der Wissenschaft bei einigen Menschen besteht, ist eine gute Wissenschaftskommunikation unerlässlich. Aber wie kommen die Forschungsergebnisse zu den Menschen? Wie lassen sich wissenschaftliche Erkenntnisse öffentlich machen und gewinnbringend diskutieren? Und welche Rolle spielen Wissenschaftsjournalistinnen und -journalisten dabei?

Diese und weitere Fragen haben Marc Stadtler, Professor für Kompetenzentwicklung und -modellierung an der Ruhr Universität Bochum, Prof. Felicitas Thiel, Erziehungswissenschaftlerin und Vorsitzende der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz sowie der Journalist Armin Himmelrath im Online-Fachgespräch mit dem Publikum diskutiert. Es wurde deutlich, dass nicht alle Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf die Kommunikation der Medien vorbereitet sind bzw. darin ihre Aufgabe sehen. Die Referentinnen und Referenten ebenso wie die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen jedoch darin überein, dass kein grundsätzlicher Widerspruch zwischen der vertieften Analyse und einer klaren und gut verständlichen Kommunikation wissenschaftlicher Befunde besteht. Gleichzeitig gilt es zu berücksichtigen, dass Vereinfachung und klare Position, wie Medien sie verlangen, nicht immer mit der Vielstimmigkeit und Vorläufigkeit der Wissenschaft vereinbar sind. Kommunikationsexpertinnen und -experten können Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei dieser Aufgabe unterstützen.

Ein Verständnis für die Eigenheiten des Wissenschafts- und Mediensystems, um sich gewinnbringend aufeinander beziehen zu können, ist daher für alle Beteiligten wichtig. Dazu zählen etwa die Geschwindigkeit, der Fokus auf negative Entwicklungen sowie die Herausforderung, komplexe Themen so zu erzählen, dass sie für den Leser bzw. die Leserin verständlich sind. Ziel ist die (mediale) Aufbereitung wissenschaftlicher Informationen, sodass diese für die Öffentlichkeit gut verständlich sind. In dem Fachgespräch wurde auf unterschiedliche mediale Formate u.a. aus dem Bereich der sprachlichen Bildung hingewiesen.

Zudem wurde in der Diskussion deutlich, dass die Vermittlung wissenschaftlicher Befunde nicht nur in der breiten Öffentlichkeit, sondern auch in Fachkreisen, etwa im Austausch mit pädagogischen Fachkräften oder in der Bildungsadministration, eine wichtige Rolle spielt. Und nicht zuletzt bedeutet Wissenschaftskommunikation auch, Wissen für bildungspolitische Entscheidungen zur Verfügung zu stellen.

Das Fachgespräch hat aufgezeigt, dass der Austausch zwischen den Systemen Wissenschaft, Medien und Politik keine Frage des „ob“, sondern vielmehr des „wie“ darstellt. Bereits bestehende gute Formate sind daraufhin zu befragen, wie eine Wissenschaftskommunikation gemeinsam erfolgreich getragen werden kann. Vorliegende Forschungsbefunde zeigen, dass die Fähigkeiten von Laien, die Qualität wissenschaftlicher Ergebnisse zu bewerten, nicht unterschätzt werden sollten.

Autorinnen

Anna Niewerth ist Referentin in der Geschäftsstelle der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz (SWK).

Dr. Henrike Terhart ist Erziehungswissenschaftlerin und vertritt derzeit die Professur für Erziehungswissenschaft an der Universität zu Köln.