13.04.2021
Bericht

Sprechen und Zuhören: Lernen im Gespräch

Wie können Lehrkräfte sowie Erzieherinnen und Erzieher gezielt die Kompetenzen im Sprechen und Zuhören erfassen und fördern? Wie funktionieren Sprechen und Zuhören, wenn der Unterricht per Videokonferenz stattfindet? Und in welchem Verhältnis stehen diese Fertigkeiten zu Lesen und Schreiben? Diesen und weiteren Fragen widmete sich die achte und erstmals vollständig digitale Jahrestagung des Mercator-Instituts mit dem Titel „Sprechen und Zuhören: Lernen im Gespräch“, die am 1. und 2. März auf einer virtuellen Tagungsplattform stattfand. Auf dieser Seite finden Sie die Dokumentation der Tagung mit dem Videomitschnitt des Programms der ersten Tages, Berichten aus den parallelen Formaten (Workshops, Symposien und Fachgespräch), eine Bildergalerie sowie eine Sammlung mit Best Practice-Beispielen aus dem Parcours für sprachliche Bildung.

Sprechen und Zuhören nimmt in unserer alltäglichen Kommunikation eine zentrale Rolle ein. In der frühen Kindheit erfolgt sprachliche Kommunikation vor allem mündlich, da Kinder das Lesen und Schreiben erst in der Grundschule systematisch erwerben. Auch in der Schule bleiben Sprechen und Zuhören wesentliche Kompetenzen: Nur sie ermöglichen eine gelungene Interaktion der Schülerinnen und Schülern untereinander sowie mit der Lehrkraft. Zudem gewinnt die Vermittlung von Wissen über Videos, Podcasts und Co. immer mehr an Bedeutung. So hat die Kultusministerkonferenz die Vermittlung von Sprechen und Zuhören – neben Lesen und Schreiben – als zentrale Kompetenzen verbindlich in den Bildungsstandards geregelt. Gleichzeitig zeigen Bildungsstudien wie zuletzt der IQB-Bildungstrend, dass die Kompetenzen im Zuhören zwischen 2009 und 2015 abgenommen haben.

Trotz dieser nachgewiesenen Relevanz ist das Thema Mündlichkeit in der Forschung, aber auch in Unterricht und Schule unterrepräsentiert: Lesen und Schreiben wird häufig eine höhere Bedeutung als dem Zuhören und Sprechen zugemessen, da Wissen in einer hochliteralen Gesellschaft vor allem in geschriebenen Texten gespeichert und weitergegeben wird. In der Forschung sind aufwendige Methoden wie z. B. die Videographie nötig, um Kommunikation im Unterricht oder im Kitaalltag zu analysieren. Darüber hinaus gibt es nur wenige Tests, die mündliche Kompetenzen erfassen. In der Praxis spielen diese Themen in Lehrwerken und der Lehrkräfteaus- und -fortbildung eine geringe Rolle.

Wie also können Lehrkräfte sowie Erzieherinnen und Erzieher gezielt die Kompetenzen im Sprechen und Zuhören erfassen und fördern? Wie funktionieren Sprechen und Zuhören eigentlich, wenn der Unterricht per Videokonferenz stattfindet? Und in welchem Verhältnis stehen Sprechen und Zuhören zu Lesen und Schreiben? Diesen und weiteren Fragen widmete sich die achte und erstmals vollständig digitale Jahrestagung des Mercator-Instituts mit dem Titel Sprechen und Zuhören: Lernen im Gespräch, die am 1. und 2. März auf einer virtuellen Tagungsplattform stattfand.

Inhalte der Dokumentation

Auf dieser und den unten aufgeführten Seiten finden Sie die Dokumentation der Tagung. Auf einem Padlet konnten sich die Gäste im digitalen Parcours für sprachliche Bildung über Projekte des Mercator-Instituts informieren, die eng mit dem Tagungsthema Mündlichkeit verknüpft sind. Darüber hinaus hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, dort eigene Best Practice-Beispiele zu ergänzen. Der Link zum Padlet steht im unteren Bereich dieser Seite. Im Tagungsvideo können Sie sich die einzelnen Beiträge (kulturelle Beiträge, Vorträge, Gesprächsrunde) des Programms des ersten Veranstaltungstages anschauen. Außerdem finden Sie weiter unten die Berichte zu den parallelen Formaten (Workshops, Symposien und Fachgespräch) des zweiten Veranstaltungstages.

Das Tagungsthema animierte die Gäste zu regem Austausch in den parallelen Formaten sowie in den virtuellen Pausenräumen, die mithilfe des Tools Wonder realisiert wurden. Hier finden Sie einige, beispielhafte Rückmeldungen zur Tagung von Teilnehmenden aus der Bildungspraxis, Bildungspolitik und Wissenschaft: 

„Der Gedanke, dass ich als Lehrerin Schülerinnen und Schüler, die sich aktiv am Unterrichtsgeschehen beteiligen, bevorzuge und den sprachschwachen Schülerinnen und Schülern wahrscheinlich oft zu wenig Hilfe anbiete, braucht immer wieder eine Überprüfung meines Unterrichtssettings. Es gilt diesen Gedanken wach zu halten. Wenn Schülerinnen und Schüler in einem Umfeld (Familie und Peers) wenig Gesprächszeit haben, dann sollten wir in der Schule diese Schülerinnen und Schüler zum Sprechen bringen.“ (Praxis)

„Zuhören heißt auch Abwarten können, Zeit geben, damit mein Gegenüber zum Sprechen finden darf.“ (Politik)

„Passives Wissen reicht nicht: Sprechen und Zuhören müssen von den Lehrkräften als Kompetenzen gelernt und geübt werden.“ (Wissenschaft)

Dass ein erhöhter Bedarf nach einer tiefergehenden Auseinandersetzung mit dem Thema Sprechen und Zuhören besteht, zeigen auch die folgenden, aus der Evaluation der Tagung ausgewählten Fragen, die die Teilnehmenden gerne noch intensiver diskutiert hätten und auf die sie sich Antworten wünschen: 

„Was ist mit Kindern, die ganz am Anfang des Erwerbs von Deutsch als Zweitsprache stehen? Wie können sprachförderliche Situationen mit bedeutungsvollen Kommunikationsanlässen für sie im bestehenden Schulsystem geschaffen werden?“ (Wissenschaft)

„Schule ist mehr als das, was im Unterricht stattfindet. Wie kann für die Potenziale sprachlicher Bildung im Ganztag sensibilisiert werden?“ (Politik)

„Wie lassen sich erprobte, aber überaus aufwendige Trainingsprogramme nachhaltig für die Lehrerfortbildung nutzbar machen?“ (Politik)