13.04.2021
Bericht

Sprechen und Zuhören in der Kita unterstützen und fördern. Bericht und Materialien zum Praxisworkshop

In (früh-)pädagogischen Bildungseinrichtungen können die Fachkräfte rezeptive und produktive mündliche Kompetenzen gezielt unterstützen und individuell fördern. Doch wie kann das gelingen? Welche Methoden sind wirksam und im Alltag umsetzbar? Diesen und weiteren Fragen ging der Praxisworkshop „Sprechen und Zuhören in der Kita unterstützen und fördern“ auf der achten Jahrestagung des Mercator-Instituts am 2. März 2021 nach.

Die Entwicklung sprachlicher Kompetenzen ist für Kinder wichtig, damit sie erfolgreich an Bildung teilhaben, die Gesellschaft mitgestalten und sich eigenständig Wissen aneignen können. Auch können Kinder nur eigene Emotionen zum Ausdruck bringen und die eigene Identität entwickeln, wenn sie sich sprachlich ausdrücken können. Der Erwerb und Ausbau der Kompetenzen im Zuhören und Sprechen fußt auf der mündlichen Kommunikation und ist die Grundlage für schriftsprachliche oder andere sprachliche Kompetenzen, die die Kinder später erwerben.

In (früh-)pädagogischen Bildungseinrichtungen können die Fachkräfte rezeptive und produktive mündliche Kompetenzen gezielt unterstützen und individuell fördern. Doch wie kann das gelingen? Welche Methoden sind wirksam und im Alltag umsetzbar? Diesen und weiteren Fragen ging der Praxisworkshop Sprechen und Zuhören in der Kita unterstützen und fördern auf der achten Jahrestagung des Mercator-Instituts nach. Geleitet wurde der Workshop von Prof. Gisela Kammermeyer, Patricia Goebel und Sarah King von der Universität Koblenz-Landau.

Das Qualifizierungskonzept Mit Kindern im Gespräch– Strategien und Gesprächswerkzeuge

Grundlage des Workshops bildete das Qualifizierungskonzept Mit Kindern im Gespräch, das für die Weiterbildung von pädagogischen Fachkräften und Lehrkräften zu Themen der Sprachbildung und -förderung eingesetzt wird. Evaluationsstudien des Konzeptes zeigen, dass sich nach Anwendung die Anregungsqualität der Fachkräfte signifikant verbessert und auch drei Jahre nach der Fortbildung erhalten bleibt.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Workshops bearbeiteten die Inhalte des Qualifizierungskonzepts und lernten empirisch bewährte Sprachförderstrategien kennen, um das Sprechen und Zuhören von Kindern zu unterstützen. So lag der inhaltliche Fokus des Workshops auf benannten Sprachförderstrategien, wobei den pädagogischen Fachkräften drei Gruppen von Strategien vermittelt wurden:

1. Frage- und Modellierungsstrategien

2. Strategien zur Konzeptentwicklung

3. Rückmeldestrategien

Zur Visualisierung und späteren Erinnerung dienten drei Gesprächswerkzeuge: (1) eine Wendekarte mit den Frage- und Modellierungsstrategien, (2) ein Fächer mit Strategien zur Konzeptentwicklung und (3) ein Hosentaschenbuch mit den Rückmeldestrategien. Diese Visualisierungen können die Fachkräfte nach der Fortbildung nutzen, um sich an die erlernten Inhalte zu erinnern und diese im Kita-Alltag einzusetzen.

Kognitive Aktivierung und die fünf Landauer Lernstufen

Auf der methodischen Ebene bezog sich der Workshop auf kognitive Aktivierungen und die fünf Landauer Lernstufen (Anknüpfen, Aneignen, Abstrahieren, Übertragen, Reflektieren). Im Rahmen des Workshops haben die Teilnehmenden den Themenblock Sprechen und daraufhin den Themenblock Zuhören durchlaufen. Anhand des Beispiels der Fragetechniken erarbeiteten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, dass insbesondere offene und denkanregende Fragen förderlich für die Sprachentwicklung bzw. das Sprechen von Kindern sind und komplexere Sprachhandlungen herausfordern. Zudem wurde deutlich, dass es sinnvoll sein kann, Fragen in offene und geschlossene zu unterteilen, da diese unterschiedliche Sprachhandlungen anregen können. Dies zu reflektieren ist den Referentinnen zufolge zielführend, da die Erzieherinnen und Erzieher dementsprechend Fragen an den Sprachstand des jeweiligen Kindes anpassen können.

Im Hinblick auf den Themenblock Zuhören wird die Zuhörkompetenz der pädagogischen Fachkräfte insbesondere durch die Rückmeldestrategien (Denken sichtbar machen, umformulieren, erweitern, wiederholen, infrage stellen und irritieren …) ersichtlich. Und auch das Zuhören der Kinder können die Erzieherinnen und Erzieher fördern, indem sie die Kinder beispielsweise zum Nachfragen anregen.

Die Qualfizierung pädagogischer Fachkräfte

Letztlich kann es in alltäglichen Situationen herausfordernd sein, alle Kinder zum Zuhören zu bringen, genauso wie es schwierig sein kann, immer alle Kinder in Gespräche mit einzubeziehen. Vor diesem Hintergrund hilft eine gute Professionalisierung pädagogischer Fachkräfte sowie Anregungen und Erinnerungshilfen (Wendekarten, Fächer, Hosentaschenbücher) im Kita-Alltag einzusetzen.

Wichtig ist, dass Wissenschaft und Bildungspolitik die Professionalisierung pädagogischer Fachkräfte durch den Einsatz gut evaluierter Fortbildungskonzepte wie beispielsweise Mit Kindern im Gespräch weiter forcieren und vorantreiben.

Autorinnen:

Rebekka Wanka ist seit 2019 wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Sprache und Bildungssystem des Mercator-Instituts und als Teil des Teams Wissen! Was wirkt? überwiegend verantwortlich für das W!WW?-Format Faktencheck. Zudem ist sie operative Projektleiterin des Projekts Entwicklung eines Referenzwortschatzes für die Schule.

Marlen Wendland arbeitet seit 2017 am Mercator-Institut – zunächst als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Bund-Länder-Initiative Bildung durch Sprache und Schrift (BiSS). Seit 2020 ist sie in der Initiative Transfer von Sprachbildung, Lese- und Schreibförderung (BiSS-Transfer) im Bereich der Konzeption, Entwicklung, Überarbeitung und Durchführung von Blended-Learning-Fortbildungen tätig.