13.04.2021
Bericht

Mündliche Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern erfassen und fördern - Fokus Zuhören. Bericht und Materialien zum Praxisworkshop

Welche Modelle gibt es, um die Zuhörkompetenz von Schülerinnen und Schülern zu erfassen? Wie können sie gefördert werden? Und wie praxistauglich sind diese Modelle? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigte sich der Praxisworkshop zur mündlichen Kompetenz von Schülerinnen und Schülern auf der achten Jahrestagung des Mercator-Instituts am 2. März 2021.

Gut zuhören zu können ist zentral für das Lernen. Es stellt nicht nur die Voraussetzung dafür dar, dem Unterricht folgen zu können. Auch mit Blick auf andere sprachliche Lernbereiche, wie dem Schriftspracherwerb sowie dem Erwerb von Lese- und Gesprächskompetenz, kommt dem Zuhören eine Schlüsselfunktion zu. Umso überraschender ist es, dass es – zumindest für den erstsprachlichen Unterricht – keine lange Tradition der fachdidaktischen Auseinandersetzung mit dem Zuhören gibt.

Prominente Modelle der Zuhörkompetenz

Antonia Bachinger vom Institut des Bundes für Qualitätssicherung im österreichischen Schulwesen und Prof. Dr. Michael Krelle von der Technischen Universität Chemnitz gingen im Praxisworkshop Mündliche Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern erfassen und fördern – Fokus Zuhören auf drei prominente Modelle der Zuhörkompetenz ein. Die Referentin und der Referent, die sich in verschiedenen Zusammenhängen wissenschaftlich mit dem Erfassen von Zuhörkompetenz auseinandersetzen, erörterten das Kompetenzmodell zur Selbstregulation beim Zuhören von Margarete Imhoff (2010), das didaktisch orientierte Mehrebenenmodell von Ruth Gschwend (2014) sowie das Kompetenzstufenmodell zu den KMK-Bildungsstandards (IQB, 2014). Während das Modell von Imhoff auf einem psychologischen Modell zum Lernen basiert, ist das von Gschwend an das Mehrebenenmodell des Lesens von Rosebrock und Nix (2008) angelehnt. Das KMK-Modell ist direkt auf die Bildungsstandards bezogen und expliziert fünf Kompetenzstufen für das Zuhören.

Diskussion über Praxistauglichkeit

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutierten während des Workshops über verschiedene Aspekte der Modelle, insbesondere darüber, wie praxistauglich diese sind und wie sich eine Förderung daran anschließen lässt. Hier wurde beispielsweise darauf hingewiesen, dass die Modelle von Imhoff und Gschwend den Fokus eher auf das einzelne Kind richten, die KMK-Standards hingegen die ganze Klasse anvisieren.

Vorstellung von Ansätzen zur Zuhörförderung

Weiterhin stellten Antonia Bachinger und Michael Krelle verschiedene Ansätze zur Zuhörförderung vor und bezogen sie auf die verschiedenen Modelle. Dabei identifizierten sie gemeinsam mit den Teilnehmenden auch Aspekte, die nicht oder nicht in ausreichendem Maße in den verschiedenen Modellen und in Testungen der Zuhörkompetenz berücksichtigt werden. Dazu zählt beispielsweise das Zuhören in interaktiven Kontexten, die Mehrsprachigkeit und die Rolle der Motivation.

Autorinnen:

Michaela Mörs ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Mercator-Institut und dort vor allem in der Bund-Länder-Initiative Transfer von Sprachbildung, Lese- und Schreibförderung (BiSS-Transfer) im Forschungsprojekt zum Schreiben sowie in der Entwicklung von Blended-Learning-Fortbildungen tätig.

Dr. Judith Butterworth ist seit 2016 die persönliche Referentin des Direktors des Mercator-Instituts und ist als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Sprache und Bildungssystem tätig.

Dokumentation der Jahrestagung 2021