12.08.2022
Diskussion

„Meine größte Motivation ist die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen“

Das sagt Rasha Ganam, Alumna des Weiterbildungsangebots LehrkräftePLUS Köln. Im Interview erzählt sie, warum sie an dem Programm teilgenommen hat, welche beruflichen Chancen sich dadurch für sie ergeben haben und wie sie ihre Mehrsprachigkeit im Schulalltag nutzt.

Warum haben Sie am Programm LehrkräftePLUS Köln teilgenommen?

Als ich vor acht Jahren nach Deutschland gekommen bin, hatte ich Schwierigkeiten in meinen Beruf Fuß zu fassen – in Israel habe ich Englisch für die Sekundarstufe I und II unterrichtet. Ich war also nur in einem Fach ausgebildet und in Deutschland braucht man eigentlich ein zweites Fach. Ich habe dann unter anderem als Inklusionsassistentin an einer Grundschule in Köln gearbeitet. 2021 habe ich an LehrkräftePLUS Köln teilgenommen, weil ich wusste, dass ich durch das Programm die Unterstützung erhalte, wieder in meinen früheren Beruf als Englischlehrerin zu finden. Meine größte Motivation ist die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen. Ihnen etwas beizubringen, macht mir sehr viel Freude.

Was hat Ihnen an der Weiterbildung besonders gefallen? Welche Erfahrungen nehmen Sie mit?

Da ich bereits als Inklusionsassistentin gearbeitet habe, war mir das deutsche Schulsystem nicht komplett fremd, aber durch LehrkräftePLUS konnte ich noch viel mehr Erfahrungen sammeln. Durch die Praxisphasen und das theoretische Wissen lernte ich das deutsche Schulsystem viel intensiver kennen. Interessant war für mich auch, die unterschiedlichen Mentalitäten miteinander zu vergleichen: In Israel waren der Schulalltag und die Beziehungen zwischen Lehrkräften und den Kindern sehr locker und es gab zum Beispiel keine förmliche Anrede für Lehrerinnen und Lehrer. Die Erfahrungen durch das Programm waren sehr gewinnbringend, weil ich den Hintergrund besser kennengelernt habe und nun alles besser verstehe.

Apropos verstehen, zu LehrkräftePLUS gehört ja auch ein Sprachkurs. Wie hilfreich war er?

Ich fand ihn sehr zielgerichtet. Wenn ich jetzt in einem Meeting mit Kolleginnen und Kollegen sitze, verstehe ich alles viel besser. Ich nehme aktiver teil als vor dem Kurs, weil der Sprachkurs alle Bereiche abgedeckt hat und ich dadurch zum Beispiel intensiver in die Fachsprache und die pädagogischen Begriffe eintauchen konnte. Interessante Erfahrungen konnte ich auch im Bereich Mehrsprachigkeit sammeln. Diese kenne ich aus dem Schulsystem in Israel so nicht, weil hebräisch und arabisch dort getrennt unterrichtet werden. Durch LehrkräftePLUS Köln habe ich gelernt, die Mehrsprachigkeit zu nutzen, davon zu profitieren und verstehe, wie sprachsensibler Unterricht funktioniert. Ich habe zum Beispiel von der Schule die Rückmeldung bekommen, dass meine Sprachkenntnis im Arabischen eine große Unterstützung bei Elternabenden ist, weil ich übersetzen konnte.

Gab es auch Herausforderungen, denen Sie sich im Programm stellen mussten?

Ja, schon. Herausfordernd war zum Beispiel, dass viele der Teilnehmenden aus verschiedenen Ländern kommen und einen unterschiedlichen Sprachstand haben. Gleichzeitig haben wir dadurch auch viel voneinander und den Perspektiven anderer gelernt.

Welche beruflichen Perspektive haben sich nach der Teilnahme am Programm für Sie ergeben?

Nach dem Programm hatte ich auch die Möglichkeit, direkt als Seiteneinsteigerin an einer Schule zu unterrichten. Ich habe mich aber dafür entschieden nach den Sommerferien am zweijährigen Programm ILF Köln – Internationale Lehrkräfte fördern teilzunehmen. Ich werde dann 12 Stunden in der Woche eigenständig an einer Schule unterrichten und zusätzlich noch an einem fünfstündigen pädagogischen Begleitprogramm teilnehmen. Über diese Möglichkeit bin ich sehr froh, da ich mir nicht vorstellen konnte, diesen Weg schon komplett alleine zu bestreiten. In dem Programm habe ich die Möglichkeit, mich mit anderen Lehrkräften auszutauschen. Weil wir die gleichen Erfahrungen teilen, können wir viel voneinander lernen und das finde ich für das Unterrichten sehr hilfreich und eine gute Chance für mich.

Rasha Ganam ist Alumna des Weiterbildungsprogramms LehrkräftePLUS Köln und Teilnehmerin des zweijährigen Programms ILF Köln – Internationale Lehrkräfte fördern. Sie unterrichtet Englisch an einer Berufsschule in Bergheim.

Interview: Helin Sarikas