14.05.2018
Bericht

Ausbildung- und Berufsvorbereitung im Unterricht an beruflichen Schulen und in der Erwachsenenbildung

Deutsch lernen für den Beruf, das ist für die meisten (neu) zugewanderten Jugendlichen und Erwachsenen eine Herausforderung von Anfang an. Sie wollen und müssen nicht nur die Alltags-, sondern auch die Sprache der Berufswelt so schnell wie möglich erwerben, um sich zügig in den Arbeitsmarkt integrieren zu können. Aufgabe von Schule und Weiterbildung ist es, sie dabei wirkungsvoll zu unterstützen.

Trotz der Dringlichkeit dieses Themas existiert bislang keine systematische Kooperation zwischen Berufsbildung und Fremd- und Zweitsprachendidaktik. Zusätzlich gibt es insgesamt zu wenige Forschungsvorhaben und -ergebnisse, die die besonderen Anforderungen und Bedingungen des Erwerbs der ‚Berufssprache Deutsch‘ in den Blick nehmen, so Prof. Dr. Hermann Funk von der Universität Jena, der den Workshop leitete. Fremd- und Zweitsprachendidaktik bearbeiten bislang in erster Linie linguistische Fragestellungen (Profilanalysen, Erwerbsverläufe und Morphemstudien). Aber, so die Meinung von Hermann Funk in Hinblick auf die Berufsorientierung des Deutschunterrichts für Jugendliche und Erwachsene:

„Das Problem ist nicht der Kausalsatz oder der Konzessivsatz mit Verb-End-Stellung oder das Passiv, sondern das Denken in Ursache-Wirkungs-Kategorien und Bedingungen – nicht die Satzstrukturen sondern die darunter liegenden fachlichen Denkstrukturen!“

Seiner Meinung nach kann Sprachförderung von Beginn an berufsvorbereitend sein, und zwar in den Bereichen Handlungsorientierung, Themen- und Lebensweltbezug (statt Fokussierung der Form) und Lernstrategie-Entwicklung. Besonders wichtig ist die Erarbeitung eines polyvalenten Wortschatzes und eines Repertoires an polyvalenten Handlungen, weil diese sowohl im Alltag als auch im Beruf verwendbar sind und den Einstieg in den Erwerb der ‚Berufssprache Deutsch‘ ermöglichen. Das Bewusstmachen und Systematisieren einzelner grammatischer Strukturen sollte im Deutschunterricht nur dann erfolgen, wenn die Kenntnis einer Struktur bei der Bewältigung eines beruflich-kommunikativen Handlungszusammenhangs nützt, wenn Strukturen und Regeln in beruflichen Texten und Verwendungszusammenhängen hoch frequent und breit anwendbar sind.

Das Arbeitsbuch „Sprachtraining für Fachunterricht und Beruf. Fachtexte knacken – mit Fachsprache arbeiten“ (Udo Ohm, Christina Kuhn, Hermann Funk: 2007) bietet Lehrkräften und Lernenden zu diesem Thema eine Fülle von Anregungen für den Unterricht.

Neue Lern-Apps zum Thema Sprache im Beruf, die meist für Smartphones geeignet sind, stellte PD Dr. Hannes Schröter vom Deutschen Institut für Erwachsenenbildung in seinem Beitrag für den Workshop vor. Die aktuellen Apps erlauben individuelles Lernen, sind attraktiv für junge Erwachsene und häufig kostenlos. Allerdings bieten sie aufgrund der technischen Gegebenheiten meist nur dekontextualisierte Testaufgaben, selten eröffnen sie echte Lern- und Übungsmöglichkeiten.